Helmut Gadner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Helmut Gadner (* 16. August 1940 in Bozen) ist ein Pädiater, Hämatologe und Onkologe und langjähriger ärztlicher Leiter des St. Anna Kinderspitals in Wien, der sich um die Heilung krebskranker Kinder und den Aufbau der Kinderkrebsforschung in Österreich verdient gemacht hat.

Helmut Gadner wuchs in Bozen (Südtirol) auf, wo er das Franziskanergymnasium besuchte und 1959 maturierte. Von 1959 bis 1966 studierte er Medizin an der Universität Wien und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Nach Abschluss des Studiums absolvierte er eine Ausbildung zum Additiv-Facharzt für Hämatologie an der Universität Modena sowie eine Ausbildung zum Facharzt für Kinderheilkunde an den Universitätskliniken Berlin, Zürich und Modena. Er habilitierte sich bei Hansjörg Riehm an der Abteilung für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie der Universitätskinderklinik der FU Berlin.

Gemeinsam mit Riehm erarbeitete Gadner einen neuen Ansatz für die Therapie von Krebs im Kindesalter, der aufgrund der Pionierarbeit der Forschungsgruppen in Berlin sowie in der Folge auch in Frankfurt und Münster seit 1976 unter dem Label "BFM" firmiert.[1] Mit dem neu entwickelten therapeutischen Ansatz ist es gelungen, die Heilungschance bei Kinderkrebserkrankungen signifikant zu erhöhen: Lag die Überlebensrate bis Ende der 1960er-Jahre noch unter 20 Prozent, so ist sie in den Folgejahren je nach Erkrankung auf bis zu 80 Prozent angestiegen.[2]

1980 übernahm Helmut Gadner die Leitung des St. Anna Kinderspitals in Wien als ärztlicher Direktor.[3] Mit der Übernahme der Leitung wurde er auch mit der Planung und Organisation des Um- und Neubaues des Spitals betraut. In dieser Zeit hat er die Neustrukturierung der Krankenanstalt und vor allem den weiteren Ausbau der hämatologisch-onkologischen Abteilung zu einem international anerkannten Zentrum für Kinder-Krebs-Erkrankungen und Stammzelltransplantation vorangetrieben.[4][5] Seit 1988 war Helmut Gadner Institutsleiter der von ihm ins Leben gerufenen St. Anna Kinderkrebsforschung,[6][7] die sich als nationales und internationales Kompetenzzentrum für die Erforschung von Krebserkrankungen im Kindesalter etabliert hat und damit wesentlich dafür verantwortlich ist, dass Österreich heute in Europa als Spitzenreiter in der erfolgreichen Behandlung von Kinderkrebs gilt.[8][9]

Helmut Gadner hat eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen veröffentlicht[10] und ist Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen, u. a. der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,[11] der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie GPOH und der Internationalen Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie SIOP oder der International Leukemia Study Group "BFM-family". Er ist Fellow of the Royal College of Physicians and Surgeons of Glasgow.

Gadner ist Träger zahlreicher Preise, Auszeichnungen und Ehrungen, u. a. Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich,[12][13] 2008, „Lifetime Achievement Award“ der European Society for Pediatric Oncology,[14] 2009, Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse,[12] 1998, Hansjörg Riehm Preis für Excellence in Paediatric Hematology and Oncology[15], 2000, Preis der Stadt Wien für Medizinische Wissenschaften, 2004.

Er ist mit der Kinderärztin und Psychoanalytikerin Waldtraut Gadner-Spögler verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder und sieben Enkelkinder.

Publikationen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • H. Gadner u. a.: Therapy prolongation improves outcome in multisystem Langerhans cell histiocytosis. In: Blood. Band 121, Nr. 25, 2013, S. 5006–5014. doi:10.1182/blood-2012-09-455774.
  • H. Gadner: Treatment of adult-onset Langerhans cell histiocytosis—is it different from the pediatric approach? In: Annals of Oncology. Band 21, Nr. 6, 2010, S. 1141–1142. doi:10.1093/annonc/mdp540.
  • H. Gadner u. a.: Improved outcome in multisystem Langerhans cell histiocytosis is associated with therapy intensification. In: Blood. Band 111, Nr. 5, 2008, S. 2556–2562. doi:10.1182/blood-2007-08-106211.
  • H. Gadner u. a.: Pädiatrische Hämatologie und Onkologie. Springer-Verlag, 2006, ISBN 3-540-03702-0.
  • H. Gadner: Retinoblastom, eine interdisziplinäre Herausforderung. In: Wiener klinische Wochenschrift. Band 118, Nr. 1–2, 2006, S. 7–10. doi:10.1007/s00508-005-0506-9.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. T. Klingebiel, M. Schrappe: Prof. Dr. Hansjörg Riehm, ein Leben für die Wissenschaft. In: Klin Padiatr. 225(S 01), 2013, S. S9–S14. doi:10.1055/s-0033-1337958
  2. Anstieg der Überlebensraten laut Website der Initiative "Forschen heilt Krebs" (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive), abgerufen am 15. April 2024.
  3. Webseite des St. Anna Kinderspitals zu seiner Geschichte / Leitung (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive), abgerufen am 15. April 2024.
  4. Geschichte des St. Anna Kinderspitals, Abschnitt 5 "Hämato-Onkologie" (Memento vom 30. September 2015 im Internet Archive), abgerufen am 15. April 2024.
  5. Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Böhlau Verlag, Wien 2007, S. 654f.
  6. Geschichte und Zukunft der St. Anna Kinderkrebsforschung, Webseite
  7. Einmal Universitätsklinik und retour St. Anna Kinderspital: Entwicklung, Zusammenarbeit und organisatorische Vereinigung. (Memento vom 20. November 2015 im Internet Archive) In: A. Pollak (Hrsg.): Festschrift „100 Jahre Wiener Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde“. 2011, ISBN 978-3-200-02161-7, S. 136, abgerufen am 15. April 2024.
  8. Forschungsbericht 2013–2014 der St. Anna Kinderkrebsforschung, S. 7.
  9. G. Gemma u. a.: Childhood cancer survival in Europe 1999–2007: results of EUROCARE-5—a population-based study. In: The Lancet Oncology. Volume 15, No. 1, Januar 2014, S. 35–47.
  10. Profil von Helmut Gadner auf ResearchGate
  11. Mitgliederseite der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
  12. a b Anfragebeantwortung des Bundeskanzlers
  13. Eintrag zur Überreichung des Ehrenzeichens auf der Webseite von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive), abgerufen am 15. April 2024.
  14. SIOPE’s Community Newsletter May 2010 Issue 7, S. 10–11.
  15. T. Klingebiel, M. Schrappe: Prof. Dr. Hansjörg Riehm, ein Leben für die Wissenschaft. In: Klin Padiatr. 225(S 01), 2013, S. S9–S14. doi:10.1055/s-0033-1337958